Vor 85 Jahren, am 21.Februar 1919, wurde Kurt Eisner von dem deutschnationalen Rassisten Graf Arco Valley erschossen. Er befand sich auf dem Weg zum bayrischen Landtag, um seinen Rücktritt als Ministerpräsident des von ihm am 8. November 1918 proklamierten Freistaates Bayern zu verkünden.
Sein politisches Denken und seine politische Praxis sind heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Auch hier schrieben die Sieger die Geschichte. Nicht nur die weißen Banden der Freikorps, die im Frühjahr 1919 die zweite Räterepublik zerschlugen um mit der Ordnungszelle Bayern, den Resten der Thule-Gesellschaft, der Organisation Consul und all den anderen vorfaschistischen Netzwerken den dunklen Tagen des dritten Reiches den Weg zu bereiten.
Auch die - zunächst - überlebende Mehrheitssozialdemokratie, deren offiziöse Geschichtsschreibung Eisner als sympathischen, aber politisch unzurechnungsfähigen, Bohemien verunglimpfte und mit der seinen auch die Erinnerung an eine Zeit, in der die Sozialdemokratie noch die Hoffnung auf Frieden, Demokratie und Sozialismus bedeutete, bannte.
Dreizehn Jahre nach dem Ende der Sowjetunion und nach einer Zeit, in der Befreiung nur dem Kapital galt, versucht die Linke, versuchen die Bewegungen, die sich dem Triumphzug des entfesselten Kapitals in den Weg stellen wollen, festen Grund unter die Füße zu bekommen.
Es ist an der Zeit, sich mit diesem engagierten politischen Denker zu befassen, der so schwer in konventionelle Kategorien einzuordnen ist
Wir möchten die Schriften Kurt Eisners, teils nur schwer oder zu Sammlerpreisen erhältlich, einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen. Fünfundachzig Jahre nach seiner Ermordung ist es an der Zeit, seinen Gegnern den Triumph zu nehmen, ihn nicht nur physisch vernichtet, sondern auch sein Denken in die Sammlerantiquariate verbannt zu haben. Wir tun dies nicht ohne die Hoffnung, dass die Diskussion seiner Schriften auch für die Reorganisation linker Politik nützlich sein möge.