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Kurt Eisner Tag

Gewerkschaftshaus München, 21. Februar 2004, 18:00 Uhr

Programm:

Dr. Arno Klönne (Prof. em. für Soziologie, Paderborn): Opposition gegen den Kriegssozialismus - Kurt Eisner und die Auseinandersetzung in der deutschen Arbeiterbewegung
Dr. Dieter Engelmann (ehem. Prof. für die Geschichte der Arbeiterbewegung, Leipzig): Die rätekonzeptionellen Vorstellungen Kurt Eisners im Vergleich zu anderen zeitgenössischen Ideen.
Dr. Georg Köglmeier (Universität Regensburg): Rätekonzeption und Rätewirklichkeit in der Zeit der Regierung Eisner.
Dr. Mario Keßler (Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam): Kurt Eisners politische Konzeption und das sozialistische Exil nach 1933.
Dr. Bernhard Grau (Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München): Politische Pädagogik - Das Erziehungsdenken Kurt Eisners in Theorie und Praxis.

Veranstaltet von Gegenentwurf-für eine solidarische Gesellschaft e.V. mit Unterstützung des
Deutschen Gewerkschaftsbund Region München und des Kurt Eisner Verein für politische Bildung in Bayern e.V.

Vor 85 Jahren, am 21. Februar 1919, starb der Revolutionär und bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner unter den Kugeln eines Attentäters. Die Schüsse beendeten nicht nur das Schaffen eines der produktivsten Publizisten, den die deutsche Linke hervorgebracht hat. Sie setzten auch seiner politischen Wirkung ein Ende.

Kurt Eisner hatte mit der Verbindung zwischen einer an Marx geschulten Gesellschaftskritik und einer von Kant beeinflussten, auf die individuelle Entscheidung abzielenden ethischen Zielbestimmung eine eigenständige Position innerhalb der deutschen Sozialdemokratie entwickelt.

Seine politische Praxis verband den ständigen Kampf um Fortschritte innerhalb der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse mit der unbedingten Überzeugung, nur ein radikal revolutionärer Bruch mit der Vergangenheit könne die Lage der unterdrückten Klassen dauerhaft verbessern. Sie unterschied ihn gleichermaßen von den "orthodoxen" Marxisten seiner Tage wie von den sich im parlamentarischen System einrichtenden Revisionisten.

Eisners Position "zwischen den Stühlen" kann in einer Zeit nur anregend sein, in der die historischen Gewissheiten des Marxismus ebenso blamiert

scheinen wie das Vertrauen vieler auf eine evolutionäre Überwindung des Kapitalismus. Eisners Analysen klingen, als wären sie auf das Heute gemünzt: Militarisierung der deutschen Außenpolitik, Bildung für Eliten, Erstarrung der parlamentarischen Demokratie sind Bezugspunkte seiner Kritik.

Die Suche nach politischen Alternativen kommt an diesem unkonventionellen Politiker nicht vorbei. Gerade in München möchten wir mit dieser Veranstaltung Aspekte seines Denkens wieder zur Diskussion stellen.