Die Kritik
Wochenschau des öffentlichen Lebens
Berlin, den 29.August 1896
III. Jahrgang Nr 100

Provinzialbriefe
IX. Morituri

Die Fortschritte der imperialistischen Legende in Deutschland zu verfolgen, hat selbst für den ein peinliches Interesse, der längst gelernt hat, die Diskussionen über die beste Staatsform als unwesentliche Spielereien zu missachten. Zwar bietet sie keinen Reiz für den ökonomischen Denker, wohl aber muß sie dem Arzt ein Gegenstand ernstlichen Studiums sein; nähern wir uns doch immer rascher jenem pathologischen Zustand tiefinnerlicher Unwahrhaftigkeit, der allen sittlich festen Menschen unerträgliche Qualen bereitet. Die zugleich lüsterne und feige Frivolität freilich findet gerade in diesem abscheulichen Dualismus eine unversiegliche Quelle erregender Kitzelungen, jene Frivolität, die auch im Poltischen das Geschminkte, Dekolletirte und Kurzgeschürzte, das geile Maskenspiel mit halben Enthüllungen und versteckten Andeutungen, der edlen Nacktheit und hellen Wahrheit vorzieht. In dem Widerstreit offizieller Ehrbarkeit und heimlicher Unzucht genießt die politische Frivolität eine Fülle amüsanter Genüsse, und das Einfache, Wahre,

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Gerade ist dem weltmännischen Roué das schlechthin Langweilige. Die feinsten Blühten satirischen Witzes gedeihen vornehmlich in der schillernden Buntheit der Korruption, und die hüllenlose Ehrlichkeit scheint dürr wie ein Rechenexempel. Die fidele betriebsame Stimmung, die die Berliner Liebesgewerbeausstellung dieses Sommers zeugte, heischt auch in der Politik ihr Recht, wie denn höchst bezeichnender Weise der Lokalanzeiger auf der Treptower Vogelwiese die Berliner Zeitungsindustrie prunkvoll vertritt. Warum sollen sie sich nicht freuen, wie sie's verstehen, warum suchen wir ihnen die tollen Nächte ihrer Laune zu vergällen, wir trübsinnigen Gesellen vom ethisch-intellektuellen Hochmut? Könnten die prächtigen Börsenwitze vom Delirium und Alarmblasenkatarrh, die in üppigen Wucherungen sich zu thropischen Reichthum fortpflanzen, wohl gedeihen, besäßen wir jenen köstlichen Schatz mitternächtlicher Anekdotenproduktion, wenn es nach den Ethomanen und Wahrheitsaposteln mit ihrer Schwärmerei für klassische Linienreinheit ginge? Ist ein gut ausgegrabener Tümpel mit halbfußtiefem Wasser von zahllosen grünen und rothen Lämpchen bestrahlt, nicht imposanter als das Meer mit seinem monogamen Sonnenverhältniß? Illuminationen pflegen feenhaft zu sein, hat man schon je die sonnenstrahlenende See feenhaft genannt? Das Feenhafte aber ist das höchste, warum sollen wir das Feenhafte vernichten, das für die pilgernde Lüge rasche Bewunderung buhlerisch wirbt. Lasset uns lustig sein und uns das Leben feenhaft gestalten, und mit röckelüftender Vertraulichkeit auch die Hure* Politik poussiren - dieweil sie uns nur so etwas angeht. Hätscheln wir also auch sorglich die imperialistische Legende, ist sie doch eine wilde Sache mehr in dem wirbelnden Ausstellungsstück des sterbenden Jahrhunderts, eine rare Delikatesse der Frivolität, ist es doch leckerstes Raffinement, heiliges zu schaffen, um es zu entheiligen und aus dem Heiligenschein die bunten Lichter des Witzes herzustellen, mit denen wir unsere Elitetage illuminiren! Setzen wir uns Götter, damit wir zu ihnen beten können mit lasciven Geberden. Warum sollen wir armer sein als unsere Ahnen, die jenen Ueberschwang schmutziger Freuden wohl zu erzeugen und zu genießen verstanden, der aus der widernatürlichen Gesellung des Gottesdienstes mit dem Teufelskult er-

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steht? Es ist das Recht der Untergehenden, das Maß der Lüste ins Diabolische zu erweitern.

Das Recht der Untergehenden, gewiß! Aber ebenso gewiß ist es das Recht der Aufsteigenden, der Jungen und Kindlichen*, diesen ganzen Satansdienst seniler Lüsternheit zu vernichten und muskelstraff dem Gesunden, Starken, Einfachen und Wahren zu dienen. Wir wollen lachen, aber nicht grinsen, leidenschaftlich umfangen, aber nicht girrend kitzeln, und jedes Wort, das wir sprechen, und jeder Gedanke, den wir hegen, soll wahr sein, wie an Eidesstatt. Wir verzichten lieber auf Götter, als daß wir sie zu geilen Operettenscherzen missbrauchen; wir stürzen Altäre, aber wir besudeln sie nicht. Wir haben auch keine Freude an der imperialistischen Legende, dieser Couveuse ekler Frivolität und Unwahrhaftigkeit, wir trachten vielmehr durch Zerstörung die innere Reinigung unserer Zustände herbeizuführen. Und, wahrlich, die Zeit drängt, das Reinigungswerk zu beginnen, wollen wir nicht ganz und gar in unreinem Lügenbehagen versinken. Die Legende wird allzu keck und gemein und selbst vor der Erhabenheit des Todes macht sie nicht ehrfürchtig halt.

Es ist bislang nicht festgestellt, woher jenes Telegramm stammte, und wer es verfasst hat, das uns die Kunde brachte, die armen Männer des im Sturme versunkenen „Iltis” hätten in ihrer Todesstunde patriotische Lieder gesungen und seien dann mit einem dreimaligen Hurrah auf den Kaiser untergegangen. Die meißten Blätter haben die sonderbare Meldung kritiklos weitergegeben, einige taumelten in Entzückung ob solcher heroischen Selbstverleugnung, und nur ein paar demokratisch-katholische Blätter glaubten auch bei so heikler Gelegenheit auf ihrem christlichen Gewissen verharren und an jener Nachricht Anstoß nehmen zu dürfen. Es hat dann geraume Zeit gedauert, bis man es für gerathen hielt, offiziös wenigstens, die patriotische Todesgesangsstunde in Abrede zu stellen. Das dreimalige Hurrah blieb undementirt. Es soll mithin als historisch gelten, kulturhistorisch ist es ja auch jedenfalls. Der taktlose Gladiatorengruß eines ungeschickten Hofpredigers hat ein würdiges Seitenstück gefunden. Daß jener Freiherr von Zedtwitz, der neulich in Folge eines Recontres mit der kaiserlichen Yacht „Meteor” sein Leben

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einbüßte, gleichfalls mit einem dreimaligen Hurrah in die Ewigkeit hineinsprang, hat der Telegraph wohl nur vergessen zu melden.

Die Akustik des Orkans, der den Laut jäh von den Lippen reißt, daß er selbst dem Rufenden nicht vom Mund zum Ohr dringt, ist wenig geeignet für patriotische Massenchöre. Zum wilden Totentanz spielt nur der Sturm auf, jeden anderen Laut ins Wesenlose verschlingend. Schon hieraus ergibt sich, dass jenes Hurrahtelegramm die Erfindung eines über die Maßen ungeschickten Byzantiners sein mußte. Ueberdies: Wer hat den Todesgruß gehört, wer war Zeuge? Oder ist etwa in der Marine-Instruktion, positiv „das Verhalten beim Tode”, ein solcher Ruf vorgesehen und hat aus ihr ihn der Depeschenredactor conjicirt

Was aber hat der Depeschenredactor mit seinem Märchen beabsichtigt? Den braven Seeleuten wurde angesonnen, daß sie in dem größten Augenblick ihres Daseins nichts Besseres zu thun wussten, als was biedere Kriegervereinler stiftungsfestlich zum Beweis ihres Patriotismus zu thun pflegen. Nicht an Weib und Kind sollen sie in ihrem letzten Augenblick gedacht haben, nicht der Herrlichkeit des Lebens und der gigantischen Allmacht der Natur galt ihr Todesgruß, auch nicht dem Volk dem sie angehören, der Menschheit, mit der sie litten, weder dem Göttlichen waren ihre Gedanken in christlicher Gesinnung zugewandt, noch dem Menschlichen, Vertrauten, dem, was sie schmerzlich verließen, nein, an einem irdischen, vergänglichen, staatsrechtlichen Begriff soll sich das letzte Aufleuchten ihres Bewusstseins entzündet haben. Und diesen homunculösen Einfall wagt man Größe zu nennen!

Sichtlich aus nordischem Bardenthum hat sich die Phantasie unseres Depeschenredactors ihren thörichten Einfall geholt. Es ist jene für alle Herren sehr zweckdienliche Ethik der Vasallentreue, die unsere Sklavenhalter als urgermanischen Geist auszugeben pflegen, jene hochherrschaftliche Ethik, nach der noch heute in den Gesindebüchern der Moral die Dienstmädchentugenden der Treue, des Fleißes, des Gehorsams und der Ehrlichkeit als die vier Cardinaltugenden gelten. Es ist jenes Wikingerspiel mit dem Leben, für das die zumeißt begeistert sind, die sich nicht nur an ihrem psychophysischen Dasein, sondern auch an ihrer zufälligen sozialen

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Ausnahmeexistenz mit heißer Begier klammern, die nicht einmal dem Willen der Zeit sich zu opfern geneigt sind.

Vor fünfzig Jahren hätte man sich nicht träumen lassen, dass wir mit all unserem Constitutionalismus und Liberalismus schließlich zu Anschauungen gelangen würden, die nicht einmal der Feudalismus gewagt hat. So lange es ein Söldnerheer gab, konnte der Fürst es schließlich als persönliche Leibgarde betrachten. Daß ein solcher Anspruch aber auch erhoben wird, nachdem wir zum Volksheer gelangt sind, ist wahrlich ein hyperfeudalistischer Gedanke. Heer und Marine, dieses Volk in Waffen, gleichsam als Qualitäten des Monarchen aufzufassen, durch den und für den sie existiren, das ist eine Tendenz, die man hundert Jahre nach der französischen Revolution für unmöglich halten sollte. Diese Tendenz aber wird von gewissen Interessen mystischer Intoxikationen beharrlich verfolgt, ihr entspringen Märchen wie jenes Todeshurrah.

Gerade die überzeugten Verfechter des monarchistischen Prinzips sollten dem bösen Spiel der monarchischen Spekulanten offen und tapfer Einhalt gebieten. Diese Spekulanten, die den Kreisen angehören, die für eine Mark und fünfzig Pfennige Zollermäßigung ihre royalistische Gesinnung abzuschwören bereit sind, können keinen anderen Zweck verfolgen, als die Persönlichkeit des Monarchen mit einem Macht- und Größenbewußtsein zu erfüllen, in dem er das sichere Richtungsgefühl verlieren und sich vielleicht den selbstsüchtigen Begierden seiner Schmeichler gefügiger zeigen möchte. Der müsste kein Mensch sein, den nicht schließlich Einflüsterungen wie jene Todesgrußlegende zu mystischen Halbgottideen verführte. Wo aber der Glaube an die eigene Allmacht beginnt, da hebt in Wahrheit die Abhängigkeit vom fremden Willen an. Ein Monarch bleibt so lange frei, als er sich bewusst ist, das schwere, verantwortungsvolle, erhabene und demüthige Amt nach bestem Wissen zu verwalten, Diener der Volksgemeinschaft und ihrer Ideale zu sein. Ein schlichtes Bürgerkönigsthum hat auch heute noch sein Recht und seine Kraft, romantisches Cäsarenthum ist dem Untergang verfallen.

Darum wäre es förderlicher, statt heroische Todesgrüße wackerer Matrosen zu ersinnen, den Paragaphenriegel des Strafgesetzbuchs

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zu entfernen und in vollster Urtheilsfreiheit dem Monarchen die kräftigende Wohlthat ehrlicher Kritik angedeihen zu lassen. An ihr könnte das jetzt an den Hofparasiten krankende Fürstenthum genesen.

Schon eine kleine aufrichtige Sammlung der Todesgrüße der Minister vom alten Bismark bis zum Herrn v. Berlepsch und dem kecklichen Kriegsminister Bronfart v. Schellendorf würde die Aufgabe produktiver Kritik in höchst zweckdienlicher Weise erfüllen. Man erzählt sich darüber allerlei Erbauliches, die Wahrheit, die allein heilkräftige, wagt man nicht. Herr v. Bronsart namentlich, der jüngste Tote, den seine Schmeichler witzig nannten, weil er ein temperamentvoller Draufgänger war, wäre in der Lage, einen charakteristischen Todesgruß zu prägen, und die Oeffentlichkeit könnte den Nutzen solcher Kritik erheblich steigern, wenn sie die Neigung und den Muth besäße, ihn der Wahrheit gemäß zu commentiren. Indessen seitdem alljährlich zu Zeit, wo die Choleratelegramme sich häufen, auch das große Ministersterben anhebt, haben sich die Betrachtungen der Presse über diese Vorkommnisse eine Schablone geschnitten, welche den Muth der Ehrlichkeit mit der Vorsicht kläglich verbindet.

Man fand das Stichwort von den unverantwortlichen Nebenregierungen, man entdeckte die Adjutanten- und Kabinetspolitik als aller Uebel Wurzel, und nachdem man dergestalt den Mannesstolz vor Königsthronen bewährt, schickte man ihn wieder mit einem begeisterten Hurrah schlafen. Nun wußte man die Wahrheit: könnten die Herren Hollmann, Berlepsch, von Schellendorf in verantwortlicher Selbstständigkeit regieren, und wären nicht die bösen v. Senten, Lucanus und v. Hahnke da, die verschärft durch den Frhr. V. Stumm unverantwortlich nebenregierten, so wäre alles zum Besten bestellt, und das liberale Gewissen könnte beruhigt sein. Das gute liberale Gewissen! Es hat immer noch die alte Vorliebe für die klingende Phrase und das hohle Schlagwort, es will immer noch nichts weiter als beruhigen, versöhnen, betäuben, und hat es eine Beruhigungsidee ersonnen, so preßt es sie industriell bis zur letzten Faser im Geschäftsinteresse aus. Es fabulirt sterbend vor dem geliebten Cäsar, dem es bei dieser Gelegenheit mit dem Gruß noch den

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guten Rath spendet, die altbewährte liberale Warnung vor schlechten Rathgebern. Das ist rührend, hochherzig, tapfer und billig.

In Wahrheit ist dies ganze Gerede über verantwortliche und unverantwortliche Rathgeber, das nun Tag für Tag dem geduldigen Leser servirt wird, unverantwortlich thöricht und heuchlerisch obendrein. Denn der verantwortliche Minister ist nichts als eine Fiction. Wem ist er verantwortlich? Allein dem Monarchen. Behagt der Minister seinem königlichen Herrn nicht mehr, so fällt er in Ungnade und wird für seine amtlichen Strapazen mit einer Pension entschädigt, die ausreichen würde, um drei Dutzend Unterbeamte, die eine verantwortungsvollere und schwierigere Stellung haben als Minister, etwa hungernde Weichensteller zu den Glücklichsten der Sterblichen zu machen. Genau so unverantwortlich-verantwortlich sind auch die Civil-, Militär- und Marinekabinetsherren. Scheint ihr Rath und ihre Thätigkeit dem Könige unersprießlich, so werden sie ihres Dienstes enthoben. Der ganze Unterschied zwischen beiden Kategorien besteht darin, daß die Minister der Regierungspolitik vor dem Parlament vertreten, aber - wohlverstanden! nicht mit den natürlichen Konsequenzen, verantworten müssen, während die Unverantwortlichen sich diese dekorative Mühewaltung versagen können. Ein ehrgeiziger Minister mag sich wohl mit Grund über den „unverantwortlichen” Nebenbuhler ärgern, was aber das Volk und die Volksvertretung für ein Interesse daran haben sollte, sorgsam zwischen den beiden Kategorien königlicher Rathgeber zu scheiden, auf die man gleichermaßen keinen Einfluß hat, das ist nicht zu ergründen. Die liberale Seelenpein wäre verständlich, wenn die Minister - wo der Liberalismus kritisirt, ist stets eine Fiction im Spiele - dem Parlament gegenüber in dem Sinne verantwortlich wären, dass sein Vertrauen oder Misstrauen über ihr Verbleibe im Amte entscheiden würde. Das ist bekanntlich in Deutschland nicht der Fall. Das Parlament mag zwanzig ministerielle Besetzentwürfe niderstimmen, der Minister verharrt auf seinen Posten; es kann umgekehrt den Minister fortgesetzt durch Vertrauensvoten auszeichnen, eines Tages verschwindet plötzlich der Mann seiner Wahl. Warum? Das zu begründen, ist nur eine Persönlichkeit gehalten, und die ist – unverantwortlich. Ist es angesichts einer derartigen

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staatsrechtlichen Lage wirklich nicht völlig gleichgiltig, wer regiert, der Minister, der Kabinetschef, irgend eine Privatperson oder der König? Das kindliche Vergnügen, dass man nur den Minister zur Zielscheibe parlamentarischer Angriffe machen kann, ist doch wahrlich kein ausreichender Grund, dass man seinen anderen Gott neben diesem dulden solle. Wir haben es erlebt, dass Mißstände der schwersten Art in einer Verwaltung aufgedeckt wurde, insonderheit ist die preußische Justiz in bedenklichem Niedergang begriffen – was nützen aber alle parlamentarischen Beschwerden, wenn niemand da ist, den man zu zwingen vermag Wandel zu schaffen? Herr Schönstedt, der Zweierlei-Recht-Minister, genießt noch immer das allerhöchste Vertrauen, und es wäre gleich gut und schlecht, wenn statt des Ministers irgend ein juristischer Schulfreund des Monarchen den entscheidenden Einfluß des Monarchen ausübte. So lange die Verantwortlichkeit der Minister vor der Volksvertretung lediglich fictiv ist, so lange bleibt es müßiges Geschwätz, zu fragen, wer regiert? Das mögen die Konkurrenten unter sich erledigen! Besäße der Liberalismus noch Lendenkraft, so würde er in der Schaffung von Parlamentsministern die nächste und dringlichste Aufgabe erblicken und für sie all seine Energie einsetzen, anstatt das Publikum durch Erörterung über Haupt- und Nebenregenten in die Irre zu führen. Schwächlich und unehrlich, wie unsere bürgerlichen Politiker aber nun einmal geworden, sind sie schon stolz auf den gewaltigen Erfolg, wenn sich einmal der „Reichsanzeiger” herabläßt, die Vorwürfe der Presse wegen der Unverantwortlichen zu berichtigen und zu erklären, Herr Bronsart v. Schellendorff sei wirklich krank. Und zudem hat der &bdauo;Reichsanzeiger” in diesem Fall nicht einmal so Unrecht. Der Ehrendoktor von Greifswald war sicher schon damals krank, als er seine Schmierfinken verachtenden Stiefelsohlen und nassen Cylinderhüte für Blüthen feinster Kultur hielt.

Durch eine derartige scheinehrliche Kritik trägt unsere Bourgeoisie nur zur Verschleierung und Verschlimmerung unserer Zustände bei. Gerade das Hauptorgan dieser Bourgeoisie, die „kölnische Zeitung” führt charakteristischer Weise zu gleicher Zeit den Windmühlenkampf gegen die Unverantwortlichen und schwelgt in Verzückung über die heldische Größe der fabelhaften Hurrah-Mannen des „Iltis”.

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Es ist ihr weder eingefallen, für die wirkliche Verantwortlichkeit der Minister einzutreten, noch hat sie an der Hand der Geschichte, die sie doch kennt, zur Heilung von romantischen Wahnideen darauf aufmerksam gemacht, dass die Zeiten, wo die in den Tod gehenden Gladiatoren dem Cäsar ihr Hurrah entbieten, von solchen gefolgt zu sein pflegen, wo die zum Leben schreitenden Kämpfer dem Tode des Cäsaren zujubeln...

Tat-Twam

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*) Im Druck: Kindreeien

**) Im Druck: Here - In der Fraktur auch Verwechselung von r und x denkbar: Hexe