Resolutionsantrag Eisner/Renaudel über die Kriegsgefangenenfrage

Die Internationale Konferenz ist tief bewegt durch die materiellen und moralischen Leiden, die die Kriegsgefangenen im Laufe dieses Krieges zu erdulden hatten, und wofür die repatriierten Gefangenen der Alliierten lebendiges Zeugnis ablegten. Sie ist überzeugt, daß man die traurige Lage derjenigen, die noch immer leiden, sowie ihrer Angehörigen, abkürzen kann und muß. Sie ist der Ansicht, daß die über den Krieg hinaus verlängerte Zwangsarbeit, selbst abgesehen vom moralischen Gesichtspunkt, das ökonomische Gleichgewicht der Arbeit in jedem Lande zu gefährden droht.

Die Konferenz appelliert an das Menschlichkeitsgefühl der alliierten Regierungen und erwartet,

  1. daß die kranken und verwundeten Gefangenen sofort heimtransportiert werden;
  2. daß Maßnahmen getroffen werden, um die möglichst rasche Repatriierung vorzunehmen, sobald die allgemeine Diskussion über die Friedenspräliminarien einsetzt;
  3. daß die Gefangenen in Frankreich und England durch eine Kommission des internationalen Rotkreuzes, an der auch eine deutsche Delegation teilnimmt, besucht werden;
  4. daß eine Hilfskommission, die sich in Omsk befindet, die Erlaubnis erhält, sich neuerdings nach Sibirien zu begeben, um den deutschen und österreichisch-ungarischen Gefangenen Hilfe zu bringen.

Kurt Eisner
Pierre Renaudel